Geschichte & Kultur
Die Gründung von Großau gehört zu den ersten deutschen Ansiedlungen in Siebenbürgen, die im 12. Jahrhundert auf Einladung des Königs Geisa II. zum Schutz der Krone erfolgten. Damit ist Großau, nur 10 km westlich von Hermannstadt gelegen, älter als viele heutige Großstädte – sogar rund 100 Jahre älter als Berlin. Die erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 1223 unter dem Namen „Insula Cristiana“ („christliche Insel“), was die Bedeutung als christlicher Schutzort in einer turbulenten Zeit betont. Im Laufe der Jahrhunderte trug Großau verschiedene Namen, bevor sich der deutsche Ortsname etablierte. Die Gemeinde war eine der größten und bedeutendsten im historischen Hermannstädter Stuhl.

Die Gründung von Großau gehört gewiss zur ersten Ansiedlungswelle deutscher Siedler, die vom König Geisa II. zum Schutze der Krone in den Jahren 1141 – 1161 nach Siebenbürgen gerufen worden waren.
Großau ist demnach genauso wie Hermannstadt älter als Berlin. Während man 1987 die 750 – Jahr – Feier Berlins beging, ist Großau rund 100 Jahre älter. – Es liegt nur 10 km westwärts von Hermannstadt entfernt, der damalige „Vila Hermni“, am Zibinsfluß aufwärts. Darum gehört es auch zu dem sogenannten „alten Land“. – So wie die Sage die Gründung von Hermannstadt erzählt, wird es auch bei der Gründung von Großau gewesen sein. Die Anführer, barfüßig und barhäuptig, legten sich eine Erdscholle aufs Haupt und schwuren bei dem in der Erde gesteckten Schwert Treue zum König und zur Scholle.
Die erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahre 1223, das ist weniger als 100 Jahre nach der Einwanderung, aber noch vor dem Mongolensturm (1241). Sie lautet: „Insula cristiana“, d.h. „christliche Insel“ oder „christliche Aue“. Es gibt aber auch noch eine Reihe anderer Bezeichnungen aus späteren Jahrzehnten und Jahrhunderten. Ich will einige davon nachstehend anführen: „Insula“ (1359) „Magna insula“ (1359), „Insular Maior“ (1377). Die erste ungarische Bezeichnung lautet „Keresztenzygeth“ (1395) und die rumänische „Cristianu“, die 1787 erstmalig dokumentarisch belegt ist. Der deutsche Ortsname Grossau Taucht zuerst im Steuerregister des Herzmannstädter Stuhles aus dem Jahre 1468 auf. In späteren Quellen finden wir die alte sächsische Bezeichnung: „Von der Hawin“ (1478), „Von der Hawen“ (1480) oder „Von der Aw“ (1484). Der Buchstabe w hat den Lautwert von u. – Während die rumänische Bezeichnung „Cristian“ der ältesten Ortsbezeichnung „Insula Cristiana“ (1223) folgt, hat die deutsche bzw. sächsisch – mundartliche Bezeichnung „Grossau“ oder „Grisa“ sich an die späteren urkundlichen Eintragungen, nämlich „Insula magna“ (1359), gehalten. Es ist vielleicht noch erwähnenswert, dass die 1. Beurkundung von Großau im Zusammenhang mit der Festlegung der Hattertgrenze zwischen Michelsberg und Großau geschieht. In der lateinischen Urkunde wird ein Weg genannt, der nach „Insulam Cristanam“ führt. In derselben Urkunde wird übrigens auch Hermannstadt erstmalig erwähnt.
Dass man auf das Attribut ,,christlich“ (Insula Cristiana) ein besonderes Gewicht legte, ist in jener Zeit vollauf verständlich, da die Kreuzzüge bewusst deswegen geführt wurden, um das christliche Abendland gegen die ,,Ungläubigen“ zu schützen, die die abendländische Kultur und den christlichen Glauben, vor allem durch das Vordringen des Islams, bedrohten. Man wollte eine christliche Insel sein gegen alle Gefahren aus dem Osten, von welchem Heidenvolk sie auch immer kamen. – Zum 1. Kreuzzug rief Papst Urban II. im Jahre 1095 auf 200 Jahre haben die Kreuzzüge das christliche Abendland wesentlich beeinflusst und erschüttert. Im Jahre 1217 unternahm der ungarische König Andreas II., der Vater der heiligen Elisabeth von Thüringen, einen Kreuzzug in das Heilige Land, an dem auch eine bedeutende Zahl von Sachsen den Vortrab bildeten. Es ist derselbe König, der den Sachsen den Goldenen Freibrief ausstellte.
Aus dem Steuerregister des Hermannstädter Stuhles geht hervor, dass Großau hinter Heltau die zweitgrößte Gemeinde des Stuhles war. Trotzdem darf man sich die damaligen Gemeinden nicht sehr volk- und häuserreich vorstellen. Mit der Annahme von 40 Häusern pro Gemeinde hat man schon hochgegriffen. Es hat lt. einer Urkunde aus dem Jahre 1337 auch ein ,,Kleinau“ gegeben, in dem der damalige katholische Priester von Großau Gläubige zu betreuen hatte. Es heißt in der Urkunde: Henricus ,,de Maiori insula et de minori. Wo dieses Kleinau wohl gelegen hat? Es ist anzunehmen, dass es ganz in der Nähe von Großau lag und die beiden im Laufe der Zeit zusammenwuchsen, oder Kleinau ist in den Türkenkriegen zerstört und nicht wieder aufgebaut worden.
Unsere Chronik
13 Jahrhundert
1223
Erstmalige Erwähnung von Großau („Insula Christana“ = christliche Aue) in einer Urkunde. Besiedelung des Ortes aber wahrscheinlich seit erster Ansiedelungswelle unter König Geisa II. zwischen 1141-1161.Ortsgründer könnte auch ein Ansiedlerführer namens Christian gewesen sein („Insula Christiani“); dessen Söhne Salomo und Herbord sind urkundlich erwähnt. (Salomo und Herbord werden 1323 erwähnt, können also schwerlich die Söhne des Christian sein.)
13. Jh.
Bau einer dreischiffigen romanischen Basilika, dem Heiligen Servatius gewidmet. Von dieser Kirche sind erhalten geblieben: a) der untere Teil des Glockenturms – b) Reste der beiden Seitenschiffe neben dem Turm – c) ein Pfeileraufsatz im Kircheninnern.
14 Jahrhundert
1337
Wird ein „Kleinau“ erwähnt. Wo das wohl gelegen hat?
1339
Der Ortsrichter von Großau ist Mitglied der Sieben Stühle und das beweist,
dass unser Heimtort eine freie Königsbodengemeinde war.
1349
Für dieses Jahr ist die Zugehörigkeit des Ortes zum Hermannstädter
Kapitel nachgewiesen.
1372
Goblinus, der spätere Bischof, ist Pfarrer in Großau.
1383
Der zwischen dem Hermannstädter Stuhl und den im Gebrige wohnenden
Rumänen schwelende Streit wird durch einen in Großau geschlossenen
Friedensvertrag beendet. Vertreter der Großauer ist „Heyczmannus
Tawsintschon“.
1386
Ein Großauer, „Oswaldus de Insula de Septemcastris“, wird an der
Hochschule in Wien eingeschrieben.
15 Jahrhundert
1449
In einer Urkunde werden u.a. folgende Hattertbezeichnungen angeführt:
„mons Kakasfeye alias Hanenkap“, „fluvius Zybyn“, „fossatum Pokolarok
alias Buzgraben“, „mons Uyhegye alias Newberg“.
1468
Großau hat in diesem Jahr 200 Wirte.
1488
Es wird festgestellt, dass Großau mit 176 Wirten die zweitgrößte
Landgemeinde des Hermannstädter Stuhles ist, nach Heltau /228 Wirte/
und vor Stolzenburg /167 Wirte/ und Großscheuern /78 Wirte/.
1493
Großau wird von Türken verbrannt.
1472 - 1498
Umbau der romanischen Basilika in eine spätgotische, dreischiffige Hallenkirche; Baumeister ist der Hermannstädter Andreas Lapicida. Das Hauptschiff ist 18,3m lang und 17,5m breit, der Hauptchor 15,5m lang und 8,4m breit, die Firsthöhen betragen 28,4m bzw. 26,3m.
16 Jahrhundert
Um 1500
Zum Schutz der Kirche werden doppelte Mauern in Form eines unregelmäßigen Fünfecks errichtet, an dessen Ecken jeweils ein viereckiger Verteidigungsturm steht. Nördlich vor der Kirchenburg werden zwei Vorhöfe angebaut – im ersten wird das Pfarrhaus erstellt, das im Norden eine der wenigen erhaltenen „Pestkanzeln“ besitzt.
1529
Muntenische Heerhaufen des Bojaren Dragan, der im September Hermannstadt belagert, verbrennen Großau.
1536
Großau hat 101 Wirte.
1548
Festlegung der Grenzen zwischen Großau und Neppendorf durch die
Nationsuniversität. Dabei werden u.a. folgende Hattertnamen genannt:
„Kalckberg“, „Probstwyz“.
1553
Verwüstung der Gemeinde durch Cholera und Pest (vier weitere Epidemien zwischen 1706 und 1755).
Vor 1570
In Großau gibt es eine Partikularschule, an der Simon Muntschius
Ludimagister ist, der 1570 in Wittenberg ordiniert wird. Der nördliche Seitenchor der Kirche wird abgetrennt und zur Sakristei umgebaut; über dieser entsteht die „Engelempore“.
Um 1580
Im Süden der Burganlage entsteht der große achteckige Turm auf älteren Grundmauern. Vermutlich hatte dieser Turm auch zeitweilig als Kapelle gedient.
1592
Unter dem Fürsten Sigismund Bathori wird in der Kirche von Großau ein Landtag abgehalten.
1599
Einnahme der Kirchenburg durch den walachischen Fürsten Michael (den Tapferen); grausame Ermordung des Pfarrers Heintzius in der Sakristei.
17 Jahrhundert
1612
Fürst Gabriel Bathori stellt fest, dass die Rumänen von Auendorf
(Gurarîului) sich einst mit Einwilligung der sächsischen Nationsuniversität
auf Großauer Hattert niedergelassen hätten.
1658
Erstürmung der Burg durch vorbeiziehende Tataren, die Hermannstadt belagert hatten; das Dorf wird erneut verbrannt.
1690
Ein Landtag wird in der Kirchenburg abgehalten, auf dem der Ungar Emerich Tököly zum siebenbürgischen Fürsten ausgerufen wird.
18 Jahrhundert
1703 - 1711
Die Kuruzen erpressen Vieh und Nahrungsmittel. Die Folge war, dass
Großau nachher nur noch 63 Wirte zählte, weniger als Reußdörfchen.
1719
Die Kirche erhält einen neuen Altar, ein Zeichen heimischer Barockkunst.
1721 - 1736
Nach Epidemien und Kriegsfolgen leben in Großau nur noch auf 63 Höfen Menschen ( 1508 waren es 176 Höfe), 32 Höfe stehen leer.
Ein Teil der Ringmauer wird neu aufgebaut, woran ein in der südlichen Mauer eingelassener Schlußstein (Christuskopf) aus der Kirche erinnert.
Mit Hilfe aus Hermannstadt (Inspektor Clockner) kann auch die wüste Kirche hergerichtet werden.
1735 - 1738
In Großau werden ca. 160 Emigranten, die im Zuge der Gegenreformation aus Österreich auswandern müssen, angesiedelt.
Andere kommen nach Neppendorf, Heltau und Großpold. Diese stammten aus dem Salzkammergut, v.a. aus den Orten Hallstatt, Ischl, Gosau, Lauben und Goisern.
1752 - 1756
Weitere Emigranten aus dem oberösterreichischen „Landl“ (Landler) kommen in den Ort.
Um 1750
Der im Westen der Burg befindliche Tor- und Zufahrtsturm fällt den Zibinsfluten zum Opfer.
Im Süden wird eine neue Einfahrt hergestellt und eine Burghüterwohnung daneben gebaut.
Weite Teile der zweiten Ringmauer werden abgetragen.
1775
Die Kirche erhält die von Johannes Hahn erbaute Orgel.
1786
Unter Kaiser Josef II muß der Teil des Hatterts „Curăturile“ von Großau
an Poplaca abgetreten werden.
1794
Im Chor werden Emporen eingezogen, ihre Holzwände mit Volkskunstmotiven bemalt.
19. Jahrhundert
Um 1800
Das Pfarrhaus erhält den nach der Kirche zu gelegenen heutigen Hauptbau, der an den mittelalterlichen Flügel angebaut wird.
1805
Der erdbebengeschädigte Kirchturm wird erhöht und mit den vier Ecktürmchen versehen. Dabei wird in einer Urkunde, die im Turmknopf hinterlegt wird, der Hattert von Großau genau beschrieben.
1848
Es werden 36 Höfe durch Feuerschaden betroffen.
1875
Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Großau unter Obmann Josef Eckenreiter VI/12. Im Jahr 1881 wird sie zur Pflichtfeuerwehr.
1875
Unter der Leitung von Rektor Kraus gründen 8 Bauern den Männergesangsverein, der nach 1944 zum Kirchenchor wird.
1886
Es wird ein zahlen- und leistungsmäßig starker Frauenverein gegründet. Durch eine großartige Spende des Vereins von 200.000 Lei kann im Hof der alten Schule ein Gebäude für eine Kinderbewahranstalt errichtet werden.
1887
Der Ortsverein des Landwirtschaftsvereins wird gegründet, der 1899 eine Anzahl von 103 Mitgliedern aufweist.
1891
Großau wird durch einen großen Brand heimgesucht.
1897
Die Eisenbahnlinie gegen Winz, die nahe bei Großau vorbeiführt, wird fertiggestellt.
1898
Es wird ein „evangelisches Gemeindehaus“ errichtet, der heutige „alte Saal“, mittlerweile rumänische Kirche.
1899
Auf Anregung von Pfarrer Konnerth entsteht die erste Molkereigenossenschaft. Im November desselben Jahres wird in Großau die erste „Siebenbürger Dampfbutterei-Genossenschaft“ gegründet.
20. Jahrhundert
Um 1900
Großau bekommt einen eigenen Arzt. Die aus Evangelischen bestehende politische Gemeindeführung stellt Wohnung und Holz zur Verfügung.
1907
In Großau wird versuchsweise der elektrische Strom eingeführt. Großau hat 2991 Einwohner.
1909
Bau des Gemeindeamtsgebäudes („Kanzlei“), auf dem das Viehbrandzeichen angebracht wird.
Um 1911
Bau des Gebäudes der Dampfbutterei („Bad“)
1914
Eine Apotheke wird errichtet.
1914 - 1919
52 männliche Personen werden Opfer des Krieges.
1916
Vor den einrückenden rumänischen Truppen flüchten die Bewohner etwa 50 Kilometer bis nach Törnen (Păuca) und Enyed (Aiu
1921
Es wird die Bodenreform durchgeführt, wobei den 2991 Einwohnern Großaus (davon 2041 Deutsche) von den 8981 Joch Wald 4172 Joch enteignet werden.
1935
In der Erlengasse (VII. Gasse) wird am Zibinsufer das Gebäude für einen Transformator errichtet. Seit damals gibt es elektrische Beleuchtung im Ort.
1937
Der Pfarrgarten wird parzelliert und hauptsächlich an evangelische Gemeindeglieder verkauft. 1988 stehen auf dieser Fläche zwei Gassen mit stattlichen Häusern. Es handelt sich um die Doppelgasse XIX, genannt 1. und 2. Pfarrgarten.
1940 - 1949
Im Zweiten Wltkrieg sind als Soldaten 64 männliche Personen gefallen und 50 Militärpersonen blieben vermißt.
1943
Auf Grund der zwischen dem Deutschen Reich und der Rumänischen Regierung geschlossenen Abmachung gehen in diesem Jahr 4 Transporte deutscher Gemeindeglieder zum deutschen Heer (vorrangig zur Waffen-SS). Außer diesen organisierten Transporten sind auch viele – vor allem junge Männer – freiwillig zum deutschen Heer gegangen.
Januar 1945
Deportation deutscher Bevölkerungsteile nach Rußland – am 13.01.45 werden aus Großau 348 Gemeindeglieder ausgehoben, von denen 51 in Rußland oder unterwegs versterben. Einzelne kehren erst 1952 wieder zurück.
März/ Juni 1945
Durch die Agrarreform erfolgt Landenteignung und Vertreibung von Hof und Grund.
Die deutschsprachige Bevölkerung verliert die Staatsbürgerschaft und das Wahlrecht (ex-lex-Stellung) – 98% des Agrarvermögens wird in rumänischen Besitz überführt.
1972 - 1975
Umfangreiche Reparaturen und Beseitigung von Erdbebenschäden an der Kirchenburg.
ab 1974
Unter Ceausescu Beginn der Auswanderung deutscher Bevölkerung aus Siebenbürgen.
Von den ehemals 2.640 Siebenbürger Sachsen (1974) in Großau sind 1.871 bis 1989, bis 1996 dann nur noch ca. 70 verblieben – nach der sogenannten Revolution verlassen 1990 allein 1.217 den Ort Richtung Deutschland oder Österreich.